Exhibitions
at Hamlet
Élie Autin «Antichambre»
April 14th – April 30th, 2023




«Antichambre»
by Élie Autin
with performances on
Friday, 14 April 2023, 6pm
Sunday, 30 April 2023, 4pm
EN
Roman mythology describes «Bacchus» as the god of wine, fertility and ecstasy, often surrounded by his female followers «Bachea» or «Bachantes», who adorned themselves with sheepskins and deer skins to please the god. An expression of their obsession – «bachae» were said to be seduced and entranced by the god‘s power, being whipped into a state of ecstatic frenzy by a combination of dancing and intoxication. Similarly, cultic rituals worshipping the Roman god of wine were characterised by a state of unbridled exhilaration in which the souls of the dancers were temporarily freed from their earthly bodies to commune with «Bacchus». The rites culminated in a performance of insane feats of strength and madness, such as the uprooting of trees, the tearing of a bull or the eating of raw flesh – a sacrament that likely resembled that of the Last Supper. In its inverse, however, the mythological term bachantes also refers to women who resisted the god‘s worship but were driven mad by him, being forced against their will to participate in often cruel rites.
On the day of her coronation on December 2nd 1804, Josephine Bonaparte wore a white satin dress adorned with gold embroidery and a diamond tiara. During the ceremony, Napoleon took the crown from the Pope‘s hands and crowned himself, and then crowned Josephine as Empress. Their coronation marked the establishment of Napoleon‘s imperial regime and the beginning of a new era in French politics and culture.
The waiting rooms in Versailles, also known as «Antichambres», were often highly ornate and lavishly decorated, with elaborate tapestries, paintings, and sculptures. They were designed to impress visitors and convey the wealth and power of the French monarchy. This return of supreme power also meant the return of the Palace of Versailles as a residence of the crown.
Antichambre is both past and prologue. As a shrine the installation commemorates past bacchanals but within a narrative order it plays out a new ritual of power and seduction. In the waiting room, eyes hover on and slide past an alluring yet inaccessible counterpart. In the resolution of a second and third act, the unapproachable is approached. Whether as a priestess of «Bacchus», a wife of an emporer, or as herself, Élie Autin flirts with, attacks and devours fantasies of power and subjugation.
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DE
Die römische Mythologie beschreibt «Bacchus» als Gott des Weines, der Fruchtbarkeit und der Ekstase, oft umgeben von seinen weiblichen Anhängerinnen – «Bachea» oder «Bachantes» –, die sich zum Gefallen des Gottes mit Schafs- und Rehfellen schmückten. Dies ist auch ein Ausdruck ihrer Besessenheit – «Bachae» seien von der Macht des Gottes verführt und hingerissen, wobei sie durch eine Kombination aus Tanz und Rausch in einen Zustand ekstatischer Raserei versetzt werden. Ebenso zeichneten sich kultischen Rituale zur Verehrung des römischen Weingottes durch einen Zustand der unbändigen Begeisterung aus, in dem die Seelen der Tanzenden vorübergehend von ihrem irdischen Körper befreit waren, um mit «Bacchus» in Verbindung zu treten. Die Riten gipfelten in einer Aufführung wahnsinniger Kraftakte und Verrücktheiten, wie dem Entwurzeln von Bäumen, dem Zerreissen eines Stieres oder dem Verzehr von rohem Fleisch – ein Sakrament, das wohl dem Abendmahl ähnelte. In der Umkehrung bezieht sich der Begriff der «Bachantes» in der römischen Mythologie allerdings auch auf Frauen, die sich der Verehrung des Gottes widersetzten, aber von ihm in den Wahnsinn getrieben wurden, indem sie gegen ihren Willen gezwungen wurden, an oft grausamen Riten teilzunehmen.
Am Tag ihrer Krönung am 2. Dezember 1804 trug Josephine Bonaparte ein weißes, mit Goldstickereien verziertes Satinkleid und ein mit Diamanten besetztes Diadem. Während der Zeremonie nahm Napoleon die Krone aus den Händen des Papstes und krönte zuerst sich selbst, um dann schliesslich Josephine zur Kaiserin zu ernennen. Die Krönung der beiden markierte die Errichtung des kaiserlichen Regimes Napoleons und den Beginn einer neuen Ära in der französischen Politik und Kultur.
Die Warteräume von Versailles, auch «Antichambre», waren oft sehr reich verziert und mit aufwendigen Wandteppichen, Gemälden und Skulpturen ausgestattet. Sie dienten vor Allem dazu, die Besucher*innen zu beeindrucken und den Reichtum und die Macht der französischen Monarchie zu vermitteln. Diese Rückkehr der höchsten Macht bedeutete auch die Rückkehr des Schlosses von Versailles als Sitz der Krone.
Antichambre ist ebenso Vergangenheit wie Prolog: Als Schrein erinnert die raumübergreifende Installation an vergangene «Bacchanale», innerhalb einer narrativen Ordnung stellt sie jedoch Raum für ein neues Spiel um Macht und Verführung. Wartend gleiten die Augen an einem verführerischen, aber unzugänglichen Gegenüber vorbei, um sich in der Auflösung eines zweiten und dritten Aktes dem Unnahbaren zu nähern. Ob als Priesterin des Bacchus, als Gattin eines Herrschers oder als sie selbst – Élie Autin flirtet mit Macht- und Unterwerfungsphantasien – Bilder, die sie ebenso verkörpert, wie attackiert und verschlingt.




